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Entschlossenheit entsteht nicht von selbst; sie muss erlernt oder speziell trainiert werden:

 

 

Wenn man mit der “Gewalt ist keine Lösung”-Norm aufgewachsen ist (siehe Kapitel “Warum zögere ich?”) und sie verinnerlicht oder ankonditioniert wurde, kann man dann Entschlossenheit überhaupt lernen?

 

Die Antwort lautet “Ja”: Jeder Mensch kann Entschlossenheit lernen oder trainieren. Diese Seite stellt einige Übungen vor, mit denen sich die Entschlossenheit/Durchsetzungskraft/Aggressivität in physischen Auseinandersetzungen verbessern läßt.

 

Allerdings sollte man sich absolut klar darüber sein, dass dies nicht von jetzt auf nachher und schon gar nicht in einem SV-Kurs über zwei Tage zu bewerkstelligen ist.

 

Auch ist es eher unwahrscheinlich, dass man einen sehr friedlichen oder ängstlichen Menschen mit Entschlossenheits-Training in das genaue Gegenteil verwandeln kann.

Bestimmte Eigenschaften oder Sichtweisen sind feste Bestandteile des Wertesystems (Operationssystem: siehe Kapitel “Psychologie und Verhalten”) des entsprechenden Menschen und ein bestehendes Wertesystem zu ändern ist aufwendig und schwierig.

 

Daraus einen Wolf zu machen könnte schwierig werden!

 

 

Methoden zum Erlernen von Entschlossenheit:

 

Bevor man mit dem Training der Entschlossenheit beginnt, muss der interessierte Anfänger folgende zwei Fragen für sich selbst beantworten.:

 

1. Wo stehe ich?

Man muss sich die Frage “Bin ich tatsächlich der Überzeugung, dass Gewalt keine Lösung ist?” beantworten. Die ehrliche Beantwortung dieser Frage ist unglaublich wichtig, da man sich sonst nur selbst etwas vormacht.

Wer die Frage mit “Nein” beantworten kann, hat den ersten Schritt in Richtung entschlossene Selbstverteidigung getan. Er kann seine Methoden und seine Einstellung im weiteren Training verfeinern und verbessern.

Wer die Frage mit “Ja” beantwortet, hat da schon eher Schwierigkeiten. Er muss erst seine Verhaltensstandards und Werte ändern, was nicht einfach ist und auf keinen Fall von heute auf morgen funktionieren wird. Menschen, die Gewalt grundsätzlich ablehnen, sollten sich folgende Fragen stellen:

 

Bin ich es überhaupt wert, dass ich meine Unversehrtheit auch mit Gewalt verteidigen darf?”

 

Hier macht man sich klar, welchen Wert man sich überhaupt selbst zumißt. Wer im Inneren der Überzeugung ist, dass sein Leben oder seine Gesundheit nichts wert ist, der ist von Anfang an verloren.

      

2. Betrifft Gewalt wirklich nur mich alleine?

Gewalt hat selten nur Auswirkungen auf die betroffene Person. Wenn das Opfer nicht total isoliert lebt, werden die Folgen der Gewalt auch Auswirkungen auf die Vertrauten des Opfers haben. Wenn ein Mensch, den wir schätzen oder lieben verletzt oder getötet wird, leiden wir automatisch mit:

 

Wer es freiwillig zuläßt, ein Opfer von Gewalt zu werden, schädigt damit auch automatisch Menschen, die einem lieb und teuer sind.

 

Man stelle sich eine verheiratete Frau mit Kind vor, die vergewaltigt wird. Die Vergewaltigung wird nicht nur sie selbst belasten, sondern auch automatisch das Verhältnis zu ihrem Ehemann und ihrem Kind. Ein normales Familienleben oder Beziehung zu ihrem Ehemann wird nach einem solchen Ereignis bestimmt nicht mehr so einfach möglich sein.

Wer mit Menschen zusammen lebt und wer diese Menschen liebt, hat auch automatisch eine Verantwortung diesen Menschen gegenüber.

 

Erst wenn man sich wirklich davon überzeugt hat, dass Gewalt in bestimmten Situationen der einzige Ausweg sein kann und in diesem einen Fall physische Gewalt vielleicht nicht erfreulich, aber absolut gerechtfertigt ist, kann man sich den nächsten Schritten widmen.  

 

 

 

Trainingsmethoden:

 

Hier werden einige Methoden vorgestellt, mit welchen sich die Entschlossenheit trainieren läßt.

Wichtig:

Die Verantwortung bei der Durchführung der Übungen liegt alleine bei den Trainierenden. Jeder muss sich selbst darüber im Klaren sein, wie weit er gehen will oder kann.

 

 

 

1. “Sparring”, der Übungskampf:

 

Sparring ist eine der ältesten, effektivsten und logischsten Methoden, wenn man seine Kampffähigkeiten verbessern möchte. Was bedeutet Sparring? Kurz: Zwei Trainierende suchen sich einen passenden Ort und kämpfen miteinander. Dabei kann Sparring kann so locker oder hart sein, wie die Beteiligten es wünschen, der Schwerpunkt eines Sparrings muss aber ganz klar auf dem Miteinander liegen.

 

Wichtig:

Anfänger, die mit Sparring beginnen wollen, sollten dies nur unter fachkundiger Anleitung tun. Hier sollte man wieder einen Blick auf die Kampfkünste werfen. Fast jede Kampfkunst hat ein Wettkampfsystem und verfügt auch über eine Form von Sparring.

Allerdings gibt es hier zwischen den Kampfkünsten große Unterschiede; manche legen großen Wert auf Sparring, andere nur geringen und bei wieder anderen spielt Sparring überhaupt keine Rolle.

Wer Kämpfen lernen will, der sollte sich also eine Kampfkunst suchen, bei der Sparring ein fester Bestandteil des Trainings ist (siehe Kapitel “Kampfsport”).

 

Kämpfende Eisbären: Im Tierreich ist Sparring absolut normal

 

 

Vorteile von Sparring:

 

- Abbau von Schlaghemmungen:

Wer im Sparring gegen seinen “Gegner” bestehen möchte, dem wird nichts anderes übrig bleiben, als seine Schlaghemmungen abzulegen und entschlossen anzugreifen. Wer nur passiv bleibt, wird eben auch nur getroffen. Fühlt man sich am Anfang vielleicht noch unwohl, wird es mit der Zeit völlig normal, seinen Gegner anzugreifen und zu treffen.

Hier spielt der Transfer eine große Rolle. Transfer bedeutet die Fähigkeit, erlerntes Wissen oder Fähigkeiten auf neue, ähnliche Situationen zu übertragen. Wer also im Training regelmäßig kämpft und sich gegen einen aktiv angreifenden und unkooperativen Gegner zur Wehr gesetzt hat, der hat eine größere Chance, das alles dann auch in einer tatsächlichen SV-Situation zu schaffen.  

An dieser Stelle ist noch einmal anzumerken, wie wichtig es ist, Sparring unter fachkundiger Anleitung zu lernen.

 

- Abbau von Angst vor Treffern:

Bei den meisten Menschen ist es eine natürliche Reaktion sich abzudrehen oder die Augen zu schließen, wenn plötzlich Fäuste auf sie zugeflogen kommen. Dies ist aber nicht gerade förderlich für einen erfolgreichen Gegenangriff. Mit regelmäßigem Sparring verliert man auch immer mehr die Angst vor gegnerischen Treffern, da sich der Körper daran gewöhnt und man weiß, dass man nicht “aus Pappe” ist und einiges “vertragen” kann, bevor man tatsächlich zu Boden gehen sollte.

Schmerz ist plötzlich ein vertrauter, wenn auch unbequemer Bekannter, vor dem man aber keine Angst mehr haben muss. Dieses Wissen gibt dem Selbstbewußtsein einen unglaublichen Schub und gesteigertes Selbstbewußtsein wirkt sich positiv auf die Körpersprache und damit auch auf die Prävention aus.

 

- Direktes Feedback des Körpers:

Sparring ist eine ehrliche Angelegenheit: Wenn Du zu langsam oder zu unaufmerksam warst, dann wirst Du getroffen. Allerdings bekommt der Körper durch das Sparring permanente Feedbacks: “Da habe ich gut getroffen!”, “Au, er hat mich auf der Nase erwischt; tut weh, ist aber kein Problem!”. Dies hat zur Folge, dass man sich und seinen Körper mit der Zeit immer besser kennenlernt und seine Fähigkeiten und Grenzen weitaus besser einschätzen kann als vorher. Dies wirkt sich fast immer positiv auf das Selbstbewußtsein aus.

 

- Erkennen von Bewegungsmustern:

Wer regelmäßig sparrt, bekommt irgendwann ein “Auge” für bestimmte Bewegungen des Körpers und die darauf folgenden Techniken. Irgendwann weiß man einfach, dass wenn “die Schulter zuckt” eine Gerade kommt, oder bei einer Gleichgewichtsverlagerung auf ein Bein ein Tritt vorbereitet wird. Dieses Wissen vermindert nicht nur die Angst vor dem “Unbekannten”, sondern kann einem auch die gefürchtete “Schrecksekunde” ersparen.

 

 

Beispiele für Methoden des Sparrings:

 

- Variante 1: Nur Fäuste/Füsse

Es darf entweder nur mit Fäusten oder Füssen angegriffen werden. Konter können dagegen frei gewählt werden. Gute Übung, um Bewegungsmuster des Körpers bei Schlägen oder Tritten zu erkennen.

 

- Variante 2: Trommelfeuer

Der Übende stellt sich so an eine Wand oder in eine Ecke, dass er nicht mehr zurückweichen kann. Der Trainingspartner beginnt nun, den in der Ecke stehenden Übenden für ca. 10Sek. mit einem Hagel aus leichten bis mittelstarken Angriffen mit Faust und Fuß “einzudecken”. Während dieser Zeit versucht der Übende lediglich die Angriffe abzuwehren und sich zu schützen. Nach den 10 Sek. “Trommelfeuer” darf sich der Übende wieder verteidigen und muss versuchen, aus seiner Ecke zu entkommen. Darauf folgen 30 Sek. normales Sparring, danach ist der andere Partner dran.

Lernziel: Der Übende soll lernen, auch während eines Schlaghagels seinen Körper nicht abzudrehen, sich bewußt den Schlägen zu stellen, sich aktiv zu schützen und vor allem auch unter Streß den Blickkontakt zum Gegner zu halten.

 

- Variante 3: Alles geht

Dies ist der sprichwörtliche “FreeFight”. Hier darf geschlagen, getreten und gerungen werden. Gehen die Übenden zu Boden, wird der Kampf dort fortgesetzt. Dies ist eine gute Übung um sich auszupowern und den Kampf in allen Distanzen kennenzulernen. Aufgrund der extrem hohen Intensität ist diese Variante eher für Fortgeschrittene geeignet.

 

- Variante 4: Rollenspiel

Diese Variante kann gut mit mehreren Übenden durchgeführt werden. Hier werden alltägliche Situationen nachgespielt, die sich plötzlich wandeln und in Aggression oder Gewalt umschlagen. So kann der Übende z.B. um Feuer gebeten und, je nach seiner Reaktion, vom Partner überraschend angegriffen oder bedrängt werden. Aus diesen Situationen kann sich auch durchaus ein plötzliches Sparring entwickeln. Diese Übung verbindet normales Sparring mit Aufmerksamkeit- und Streßbewältigungstraining.

 

 

 

 

2. Mentales Training

 

Mentales Training kann dabei helfen, sich auf bestimmte Ereignisse oder Situationen vorzubereiten. Es stellt in erster Linie eine Ergänzung und Unterstützung dar und kann praktisches Training nicht ersetzen. Wird mentales und praktisches Training allerdings kombiniert, erhält man einen weitaus besseren Lerneffekt, wie wenn man beides nur einzeln durchführen würde.

Dabei spielt man in Gedanken eine Situation durch und visualisiert, wie man reagieren oder sich verhalten würde.

 

Ein Beispiel:

Ihr steht in der Warteschlange am Supermarkt an der Kasse und plötzlich dreht sich der Mann vor Euch um und fängt an, Euch aus völlig heiterem Himmel zu beschimpfen. Dabei bleibt es aber nicht, er kommt näher und will handgreiflich werden. Was tut Ihr?

Die Situation mag unwahrscheinlich klingen, sie weist aber alle Merkmale von typischer Gewalt auf:

 

1. Ihr befindet Euch in einem vertrauten Umfeld und rechnet nicht damit => Ihr seid unachtsam und nicht vorbereitet

2. Die Gewalt kommt überfallartig, Euch bleibt nur wenig Zeit zu reagieren => Ihr werdet leicht überrumpelt

3. Der “Blackout” tritt ein, Ihr seid “Vor Angst gelähmt” und somit hilflos => Ihr werdet Opfer der Gewalt

 

Mentales Training bietet einen guten Einstieg für Menschen, die sich vorher noch überhaupt nicht mit SV beschäftigt haben.

 

Mentales Training ist ein geistiger Schlachtplan: Vielleicht kommt später alles anders, es schadet aber garantiert nicht, wenn man einen vorbereitet hat.