Vorurteil: Kampfpsort lehrt Gewalt und verroht
Häufig hört man von besorgten Mitbürgern den Vorwurf, dass bestimmte Kampfsportarten zu gewalttätig und brutal wären und dies die Aussübenden auf lange Sicht gesehen „verrohen“ würde. Man befürchtet, dass physische Gewalt als „Mittel zum Zweck“ gesehen wird und die Trainierenden zu einer Gefahr für Menschen und Gesellschaft werden.
An dieser Stelle sollte geklärt wären, was man unter dem Begriff der „Gewalt“ denn überhaupt versteht. Soziologisch betrachtet ist physische Gewalt eine Quelle der Macht. Diese Macht kann dazu benutzt werden, um seinen Willen durchzusetzen und ihn anderen Menschen aufzuzwingen. Nach dem Soziologen Max Weber wird Macht definiert als...
„...die Chance, innerhalb von sozialen Beziehungen seinen Willen auch gegen Widerstand durchzusetzen, egal worauf diese Chance beruht“
Nach dieser Definition kann jede Vollkontakt-
Aber: Dies trifft auch auf jede andere Sportart bzw. Wettkampf zu
In einer sportlichen Auseinandersetzung wird immer versucht, dem Gegner durch die gegebenen Mittel und im Rahmen der gebotenen Regeln seinen Willen aufzuzwingen, also Gewalt auszuüben. Den Vorwurf der „Gewalttätigkeit“ muss sich damit jeder Sport gefallen lassen, es unterscheiden sich lediglich Mittel und Ausübung.
Ob eine Sportart aber als gewalttätig wahrgenommen wird oder nicht, hat stark mit
ihrer tatsächlichen Ausübung und Umsetzung zu tun und hier bekommt der Kampfsport
ein Problem. Kampfsport, und insbesondere Vollkontakt-
Problem: Physische Gewalt ist in unserer Gesellschaft allgemein geächtet!
Da der Mensch stereotypisiert (und dies auch muss), ist damit auch jeder Kampfsport geächtet oder wird zumindest äußerst kritisch betrachtet, da hier direkte physische Gewalt gegen den Gegner eingesetzt wird.
Dies erklärt zwar den schlechten Ruf mancher Kampfsportarten, was ist aber nun mit dem Vorurteil, dass Kampfsport allgemein Gewalt „lehrt“ oder die „Jugend verroht“? Die große Befürchtung ist wie gesagt, dass Schüler des Kampfsports physische Gewalt als eine Art „Problemlöser“ kennen und schätzen lernen und der hilflose Bürger sich im Falle einer Auseinandersetzung dann einem geübten und rücksichtslosen Schläger gegenüberstehen sieht. Diese Furcht ist zwar verständlich, entpuppt sich aber bei näherer Betrachtung als haltlos und es wird der Fehler gemacht, das Verhalten im Ring auch automatisch mit möglichem Verhalten in der Gesellschaft gleichgesetzt wird (stereotypisiert).
Vollkontaktsportarten wie z. B. Mixed Martial Arts (MMA) leiden unter dem Image eines gewaltverherrlichenden und verrohenden „Haudraufsports“
Folgende wichtige Faktoren werden ausgeblendet:
Die physische Gewalt im Vollkontakt ist letztendlich ein Sport und findet damit in einem festgesetzten Rahmen statt, d.h. es gibt Regeln, einen Zeitrahmen und eine strikte Regelüberwachung. Nach dem Kampf sind sämtliche physisch aggressive Handlungen gegenüber dem Kontrahenten sofort einzustellen; geschieht dies nicht, erfolgen von der Institution der Regelüberwachung fast immer schwere Strafen.
Ob nun ein Sportler physische Gewalt von seinem Sport in die Gesellschaft überträgt hängt neben individuellen Faktoren aber in erster Linie davon ab, wie stark eine Sportart oder eine Sportschule (inkl. Trainer, Betreuer, Verband, Vorstand usw.) physisch gewalttätiges Verhalten außerhalb des Rings/Sportplatzes akzeptiert/belohnt oder sanktioniert.
Damit ist es weniger eine Frage des „gewalttätigen Sports“, sondern der Erziehung
des Sportlers durch Trainer und Verbände. Akzeptieren oder fördern diese sogar ein
gewalttätiges Verhalten des Sportlers außerhalb des Wettkampfrahmens, so darf man
sich über „Diva-
WICHTIG: Jeder Sport kann „verrohen“, wenn gewalttätiges Verhalten außerhalb des Sportes von den Vereinen, Schulen oder der Gesellschaft gefördert, geduldet oder akzeptiert wird.
Ob Kampfsport also „zur Gewalt erzieht“ oder „Gewalt lehrt“ hat nichts mit dem Sport selbst zu tun, sondern mit den Umständen, wie mit Gewalt außerhalb der Sportschule umgegangen wird und ob Trainer/Lehrer ihre Schüler entsprechend erziehen. Da es sich Kampfsportschulen schon alleine aus rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen nicht leisten können, dass ihre Schüler mit ihrem gelernten Können verantwortungslos Gewalt anwenden, stellen fast alle Kampfsportschulen strenge Verhaltensregeln auf, welche konsequent überwacht werden und ein gewalttätiges Verhalten außerhalb des Wettkampfes verbieten; keine seriöse Schule wird das Risiko eingehen und sich ihren Ruf von ein paar Asozialen ruinieren lassen.
Das jeder Sport irgendwo verrohen kann belegt geradezu unser geliebter Volkssport Fußball. Gerade hier erscheint es wohl für manche Sportler besonders verlockend außerhalb der Regeln zu handeln, wenn der Schiedsrichter gerade nicht hinsieht, man sich hinter Mannschaftskollegen verstecken kann oder es einfach „die Situation erfordert“ (und man vielleicht sogar vom Trainer unter der Hand dazu ermutigt wurde).
Diese Verrohung zeigt sich dann auch ganz deutlich darin, wenn sich „Fans“ nach dem
Spiel Straßenschlachten liefern oder bereits vor Spielbeginn von Mannschaften der
Polizei getrennt und begleitet werden müssen; Gewalt und Randale im Fußball kostet
den Steuerzahler jährlich Millionen von Euro, ohne das Clubs und Veranstalter zur
Verantwortung gezogen werden. Ich habe jedenfalls noch nie erlebt oder gehört, dass
es nach einer Box-
Kampfsport soll brutal sein?