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Ein grundlegendes Mißverständnis:

 

Dank der meist reißerischen Darstellung von Kampfkünsten in Film und Fernsehen (in denen sich der Kampfsport-gestählte Titelheld mit seinen Techniken gegen die in Überzahl angreifenden Schurken erfolgreich verteidigt), gehen viele Menschen davon aus, dass Kampfsport/-kunst automatisch auch Selbstverteidigung bedeutet.

Selbstverteidigung wird daher oft assoziert mit weißen Karate-Anzügen, schwarzen Gürteln und Kampfschreien, gepaart mit fernöstlicher Weisheit und Mystik. Oder man hat das Bild eines Mitglieds einer militärischen Elite-Einheit im Kopf, dessen Körper im Rahmen seiner Spezialausbildung zu einer tödlichen Waffe geschmiedet wurde.

 

Wie so oft, klaffen auch hier zwischen Film, eigener Vorstellung und Realität gewaltige Abgründe auf. Kampfsport/-kunst bedeutet nicht automatisch auch Selbstverteidigung, denn die Kampfkünste und ihre Ziele lassen sich grob in vier Kategorien bzw. Schwerpunkte einteilen:

 

 

 

Fast alle Kampfkunstschulen konzentrieren sich mehr oder weniger stark auf einen oder mehrere der o.g. Schwerpunkte. Da der Großteil des öffentlichen Sportes in Vereinen stattfindet, hat Kampfsport oft eine Tendenz zum Breitensport, was bedeutet, dass in den meisten Kampfsport-Angeboten der Vereine die Schwerpunkte 1. und 2. vorherrschend sein werden. Schwerpunkte 3. und 4. sind da schon etwas spezieller und man findet sie eher in privaten Schulen mit entsprechenden Räumlichkeiten, Ausrüstung und Trainern.

 

Nun ist es aber nicht selten der Fall, dass Vereine oder Schulen behaupten, mit der bei ihnen angebotenen Kampfkunst lassen sich alle Schwerpunkte gleich trainieren. Dies ist schlicht falsch!

 

Es ist einfach Fakt, dass Kampfkunstschulen und Vereine bei ihrem Training unterschiedliche Schwerpunkte in den Aspekten setzen und es liegt an Dir herauszufinden, welche Schule oder Verein zu Dir passt.

Wenn Du nur einen Ausgleichssport suchst, dann wird knallhartes Muay-Thai Vollkontakt-Wettkampftraining wohl nichts für Dich sein. Suchst Du knallharte Selbstverteidigung ohne Kompromisse, dann ist das nächste Aikido-Philosophentreff wohl auch die falsche Wahl. Mache Dir vorher klar, was Du überhaupt willst und teste wenn möglich viele verschiedene Kampfkünste und Schulen. In jeder seriösen Schule/Verein kannst Du mindestens ein bis drei Probetrainings mitmachen; nutze dieses Angebot.

 

 

Die Trainingshalle oder der Ring ist nicht die Straße:

 

Fast alle Kampfkünste haben Wettkampfcharakter oder besitzen ein Regelwerk für das Austragen von Zweikämpfen. Dabei wird häufig darauf geachtet, dass keiner der Kämpfer einen unfairen Vorteil besitzt, so gibt es z.B. in sehr vielen Kampfsportarten Gewichtsklassen.

 

Allgemein wird im Wettkampf auf eine “Duellsituation” trainiert:

 

* Man kennt seinen Gegner und hat eine ungefähre Vorstellung seines Könnens

      

* Der Kampf ist legitim und folgt einem festen Regelwerk

      

* Sportliches “Fair-Play” bestimmt meistens den Wettkampf

 

Stellt man sich nun die klassische SV-Situation “Böser-Mann-springt-aus-dem-Gebüsch-und-will-mich-überfallen” vor, so sollte eigentlich sofort auffallen, dass eine typische SV-Situation nichts mit einem sportlichen Wettkampf gemeinsam hat. Genauer gesagt kann behauptet werden, dass eine SV-Situation oft das ist, was ein Kampfsport-Wettkampf nicht ist:

 

* Es geht nicht darum, einen Gegner in einem fairen Wettkampf zu besiegen

      

* Der Angreifer ist häufig unbekannt oder greift überraschend an

      

* Kann an fast allen Orten passieren

      

* Die Tat geschieht außerhalb gesetzlicher Überwachung: Der Angreifer handelt nach seinen eigenen moralischen Überzeugungen, “Fair-Play” oder Regeln existieren nicht.

 

Es sollte deutlich werden, dass Kampfsport, auch wenn er intensiv unter dem Schwerpunkt des Wettkampfes trainiert wird, nicht immer ausreichend sein mag, um in einer SV-Situation zu bestehen. Der Wettkampf mag dem Kampfsportler bekannt sein, aber es ist eine völlig andere Sache, wenn man auf einmal sein Können außerhalb des Ringes oder der Trainingshalle anwenden muss.

 

In einer Stresssituation greift der Mensch auf bekannte und erprobte Verhaltensmuster zurück; der Wettkämpfer wird sich also meist mit den Techniken bzw. Strategien zur Wehr setzen, mit denen er auch im Wettkampf erfolgreich seine Gegner besiegt hat.

Dies kann, je nach Kampfkunst, Training oder Situation, für den Anwender lebensgefährlich sein. Ein Judoka ist es z.B. gewohnt, seinen Gegner zu greifen und anschließend mit einem Wurf zu Boden zu bringen. Was im Wettkampf gut funktionieren mag, kann in der SV tödlich sein, wenn der Angreifer über eine Waffe verfügt, die er im Gerangel zum Einsatz bringt (z.B. Messer, Rasierklinge u.s.w.).

Oder ein Schüler des Taekwondo ist es gewohnt, seine Gegner mit langen und hohen Fußtritten zu attackieren, was außerhalb des Trainings (und des Taekwondo-Anzuges) ganz banal daran scheitern kann, wenn man zu enge Jeans trägt oder sich auf rutschigem oder unebenen Untergrund befindet, der das Treten erschwert.

 

In einer SV-Situation ist es ein großer Fehler, wenn man in den “Duell-Modus” springt und denkt, man hätte es mit seinem Angreifer bis zum Ende auszutragen, wenn ein taktischer Rückzug vielleicht die bessere Alternative wäre; eine geistige Haltung, in die man als trainierter Wettkampf-Kampfsportler leider oft verfällt.

 

Zusammenfassung: