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JuJutsu ist eine interessante Kampfkunst, da sie als “offenes System” bezeichnet wird und Techniken aus verschiedenen Kampfkünsten verwendet. Alles was als effektiv befunden wurde, wird in das System aufgenommen. So lernt man im JuJutsu z.B. den Schulterwurf aus dem Judoprogramm oder den Schienbeintritt aus dem Thaiboxen. Die Vielfältigkeit ist hier sicherlich extrem hoch, Anfänger können jedoch schnell “den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen” und überfordert sein. Für fortgeschrittene Kampfsportler bietet JuJutsu viele Möglichkeiten Ideen umzusetzen und einzubringen, Anfänger müssen jedoch Schritt für Schritt eingeführt werden.

 

In meinen Augen hängt die “Effektivität” von JuJutsu mehr als in anderen Kampfsportarten vom Trainer und von der Intensität des Trainings ab. JuJutsu stellt an sich selbst den Anspruch “alles zu können” und “leicht erlernbar und hochgradig effektiv” zu sein, was allerdings meist einfach nur Bauernfängerei ist, da es fast immer nur auf Breitensport-Niveau angeboten wird. JuJutsu hat viel Potential, allerdings ist es weder Fisch noch Fleisch, wenn es nicht richtig unterrichtet oder trainiert wird.

 

Das Problem welches ich im JuJutsu sehe ist, dass man einfach mal die bekanntesten Budo-Disziplinen in einen Topf geworfen hat, kräftig herumrührte und sagte: “Das ist jetzt effektive Selbstverteidigung”. Sowas hört sich zwar ziemlich gut an, ist letztendlich aber Blödsinn. Wenn ich JuJutsu-Trainer sehe, die Mädchen oder zierlichen Frauen kraftaufwendige Hebel oder Würfe als Selbstverteidigung verkaufen wollen, dann muss ich einfach an der Kompetenz dieser Herren zweifeln.

 

Ich bin für mich zum Entschluß gekommen, dass JuJutsu nichts für absolute Anfänger ist. Die Gefahr ist zu groß, dass man vieles lernt, aber eben nichts richtig. Dies liegt u.a. auch daran, dass viele JuJutsu-Lehrer ursprünglich aus den klassischen Budo-Sportarten kommen und ihr Training dann den dementsprechenden Schwerpunkt hat: Ein JuJutsu-Trainer mit Judo-Vergangenheit wird meistens vermehrt Judostoff vermitteln, ein ehemaliger Karateka sein Karatewissen usw.. Dies ist zwar verständlich, allerdings sollte ein guter JuJutsu-Lehrer alle Aspekte dieser Kampfkunst beherrschen und auch lehren können.

 

 

JuJutsu unter dem Aspekt der Selbstverteidigung:

 

JuJutsu wurde zur SV entworfen und wird auch bei der Polizei gelehrt. Im JuJutsu ist eigentlich nichts verboten und man lernt auch gefährliche Techniken wie Schläge gegen den Kehlkopf oder den beidhändigen Pressschlag auf die Ohren. Tritte in die Weichteile sind ebenso selbstverständlich wie Würger oder Hebel. Da sich jedoch viele Techniken aus dem Karate und ähnlichen japanischen Kampfsportarten “geliehen” werden, wird auch hier öfters bemängelt, dass man die gleichen Schwachpunkte der anderen Kampfsportarten übernehmen würde.

 

Wie ich bereits am Anfang gesagt habe, ist die Effektivität einer Kampfkunst nicht vom System, sondern vom Eifer des Schülers und der Qualität des Lehrers abhängig.  Leider muss ich sagen, obwohl oder gerade weil ich JuJutsu über acht Jahre trainiert habe, dass diese Kampfkunst selten zur effektiven Selbstverteidigung zu gebrauchen ist.

Dies liegt allerdings weniger am System, sondern an den Umständen, wie dieses System unterrichtet bzw. angeboten und trainiert wird. Gerade im JuJutsu kann man von dem eher lächerlichen “Breitensport-Gehopse im Kimono mit bunten Gürteln” bis zu dem knallharten JuJutsu-Allkampf alles finden.

 

Wie bereits erwähnt, fällt das meiste JuJutsu-Training allerdings in die Kategorie “Breitensport”. Das bedeutet: Niedrigstes Niveau und minimalste körperliche Anstrengungen, damit auch die völlig untrainierte Hausfrau ihre Gürtelprüfungen absolvieren kann.

 

Das Training selbst kann oft als “akademisch” bezeichnet werden, da viel theoretisiert und spekuliert, allerdings kaum richtig gekämpft oder Sparring betrieben wird. Man lernt praktisch von einer Prüfung zur nächsten brav seine Techniken, die an kooperativen Partnern durchgeführt und erprobt werden können. Dies mag für einen “gemütlichen Feierabendsport” taugen, allerdings nicht für das Selbstverteidigungssystem, als welches JuJutsu angeboten und verkauft wird.

 

Der “Wir-machen-alles”-Anspruch des JuJutsu führt auch nicht selten dazu, dass viele Bereiche oft nur am Rande angerissen oder, was fast unglaublich klingen mag, als selbstverständlich vorausgesetzt werden. So gibt es leider sehr viele JuJutsuka, die weder einen richtigen Schlag oder Tritt ausführen können. Es ist also schon fast Pflicht, neben dem JuJutsu eine andere Kampfkunst zu erlenen, welche die entsprechenden “Fachgebiete” abdeckt (ich empfehle jedem JuJutsuka das parallele Training einer Stand- sowie einer Bodenkampf-orientierten Kampfkunst, z.B. Boxen/Judo, Muay Thai/Brazilian JiuJitsu).

 

Wer gerade erst mit Kampfsport beginnt und schnell “verteidigungsfähig” werden möchte, der sollte sich die JuJutsu-Trainingseinheiten also genau ansehen. Denn wer von Anfang an Kämpfen lernen will, der sollte auch entsprechende Kampfkünste trainieren die von Anfang an Sparring in ihr Training integrieren. Kämpfen lernt man nur durch Kampf, den man aber leider in sehr vielen JuJutsu-Stunden schmerzlich vermißt.

Wer nur einen “kampfkunstorientierten” Ausgleichssport sucht, ist durch die starke breitensportliche Ausrichtung der meisten JuJutsu-Angebote sicherlich gut beraten.

 

Wird JuJutsu allerdings ernsthaft und in seiner Ganzheit trainiert, entspricht es dem klassischen Mixed Martial Arts (MMA) und ist eines der komplettesten Systeme überhaupt.

Bodenkampf
Infight
Distanzkampf
Fitness
Lernkurve*

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Mit Lernkurve ist gemeint, wie schnell man die Basics der Kampfkunst bei dreimaligem Training die Woche erlernen kann.

Es handelt sich hier nur um eine grobe Einschätzung, da Trainingserfolge immer auch von individuellen Faktoren abhängig sind.